Esther Murbach
Uff! Lesung geschafft...
08.03.14
Wieder mal eine Lesung hinter mich gebracht. Immer wieder sagt frau sich vorher, ist doch Routine. Hast du schon oft gemacht. Du kannst doch lesen, warst in der Primeli die erste, die flüssig lesen konnte. Auch wenn das ein paar Jährchen her ist. Es fängt immer mit dem Hirnen um einen Termin an. Natürlich ist jeder Termin günstig oder ungünstig, wie frau es nimmt. Diesmal kam ich auf die gloriose Idee, den 7. Februar, Tag der Sotschi-Eröffnung, zu wählen. Natürlich bevor ich mir dieses welterschütternden Events überhaupt bewusst wurde. Alle Bibliophilen, die ich kenne, versicherten mir mehrfach, Fans meiner Schreibe würden nie und nimmer wegen Sotschi vor der Glotze hocken. Schon aus Gründen der political correctness und der Menschenrechte nicht und überhaupt. Das Lokal für die Lesung ist ideal, die GGG Stadtbibliothek Basel West, die sich auch auf englischsprachige Kundschaft spezialisiert hat. Denn meine Kurzgeschichtensammlung “Hollywood Mansion” ist zweisprachig. Ebenso wie Olaf, der Singer/Songwriter, der den musikalischen Teil der Veranstaltung beisteuert. Monate vorher beginnt die Planung. Rita, die Chefin der Bibliothek, braucht Text und Fotos für die Flyer, die gedruckt werden sollen. Wochen vorher werden Einladungen per Email verschickt, Schneckenpost ist nicht mehr üblich. Dann kommen die Zusagen: “Diesmal verpasse ich deine Lesung nicht.” Ein paar Tage vor der Lesung die Absagen: “Sorry, die Grippe. Shit, total vergessen, wir haben schon Karten fürs Theater. Heiliger Bimbam, nicht in die Agenda geschaut, kollidiert mit Theophils Geburtstag.” Undundund. Am Vortag meldet Shirley, welche die Einführung machen sollte, der Onkel Doktor habe sie mit Antibiotika ins Bett geschickt. Heldenhaft erklärt sich ihr Gatte Kevin bereit, für sie die Honneurs zu übernehmen. Kevin, I love you! Shirley, I miss you! Am Nachmittag vor dem grossen Abend gilt es, Partybrot, Guglhupf und Getränke anzuschleppen. Eine halbe Stunde vor sieben Uhr Tisch decken, Stühle bereitstellen, Olaf ins richtige Licht setzen und die Stimme anwärmen. Dann schlägt die Stunde und vor der Tür hat sich noch keine Schlange gebildet. Schliesslich finden sich ein Dutzend hochmotivierter Gäste ein – Qualität geht über Quantität. Alles läuft nach Plan. Jeder fasst ein Glas und Häppchen. Kevin stellt die Künstler vor mit dem Text, den Shirley verfasst hat. Olaf singt, ich lese. Keiner schnarcht. Dann nochmals Glas und Häppchen. Zum Schluss stimmen wir zusammen unter Olafs kundigem Coaching “The Last Rose of Summer” an. Und das im Februar. Wen kümmert die Jahreszeit, wenn alle glücklich sind! Sotschi – was war das schon wieder?